Antrag: Mehr wirtschaftliche Bildung wagen!
Die SPD-Landtagsfraktion wird aufgefordert zu beschließen:
In die schleswig-holsteinischen Fachanforderungen für das Fach Wirtschaft/Politik (WiPo) soll künftig das Thema „Finanzmärkte und ihre Funktionen“ integriert werden.
Innerhalb dieses Themenblocks sollen folgende Inhalte berücksichtigt werden:
- Grundbegriffe der Finanzmärkte: Was sind Aktien, Anleihen und Derivate?
- Zentralbanken und ihre Aufgaben
- Wie über Finanzmärkte Wirtschaftskrisen entstehen und wie das verhindert werden kann (insbesondere: Weltwirtschaftskrise ab 2008 und Eurokrise ab 2010)
Ziel soll dabei einerseits sein, die Schülerinnen und Schüler in die Lage zu versetzen, Finanzmärkte wenigstens grob zu verstehen und somit als mündige Bürger begreifen zu können, was es bspw. mit der Eurokrise, der Niedrigzinspolitik der EZB oder auch der aktuell diskutierten Finanztransaktionssteuer auf sich hat. Andererseits sollen die Schülerinnen und Schüler auch in die Lage versetzt werden, Anlagemöglichkeiten für ihr eigenes Vermögen in Form von Aktien, Anleihen etc. zu verstehen und so im späteren Leben ihr Vermögen sinnvoll und verantwortungsbewusst investieren zu können.
Begründung:
Ohne wenigstens basales Wissen darüber, wie Finanzmärkte funktionieren, ist es heute kaum mehr möglich, ein mündiger Bürger zu sein. Wie soll man beurteilen, ob eine Regulierung der Finanzmärkte sinnvoll ist oder nicht, ob eine Zentralbank unabhängig sein soll oder nicht, und wie man dementsprechend wählen soll, wenn einem das Verständnis für die Zusammenhänge in diesem Bereich fehlt? Zur politischen Bildung muss heute daher wenigstens ein solches Grundwissen gehören.
Neben dem notwenigen politischen Verständnis für Finanzmärkte ist es auch dringend erforderlich, zu vermitteln, was Aktien, Anleihen etc. ihrer Natur nach überhaupt sind und wann es sich lohnt, in sie zu investieren. Untersuchungen zeigen, dass die Deutschen Aktien mehrheitlich meiden.[1] Zu den Gründen für die soziale Ungleichheit in unserem Land gehört aber auch, dass die deutsche Mittelschicht ihr Geld häufig nur in wenig ertragreichen Anlageformen wie Bausparverträgen und Festgeldkonten investiert, statt sich Wertpapiere mit besserer Renditeaussicht zuzulegen.
Eine stärkere Berücksichtigung von Finanzmärkten im Schulunterricht löst daher zwei Probleme mit einem Streich: Er sorgt dafür, dass die Schülerinnen und Schüler das politische Gesamtgeschehen kompetent einschätzen können und führt gleichzeitig dazu, dass sie im Berufsleben wissen, wie sie ihr privates Vermögen sinnvoll einsetzen.