Deutlich erhebt sich die von den Nazis erbaute Halle auf dem Hügel „Franzosensand“, die als Versammlungshalle und Kirchenersatz im NS-Musterdorf „Adolf-Hitler-Koog“ diente, über alles im näheren Umland des heutigen Dieksanderkoog, Dithmarschen. Am 12.10. haben die Jusos Steinburg und die SPD Glückstadt, zusammen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern, die seit Mai 2019 als historischer Bildungs- und Lernort genutzte Halle besucht und sich das Gebäude sowie die auf dem Gelände vorhandene Dauerausstellung zu den Landgewinnungsprojekten während der NS-Zeit von den ehrenamtlichen Guides zeigen lassen.

Die Infotafeln um die Halle herum erzählen davon, wie das schon vor der Machtübernahme Hitlers von den Deichgemeinschaften geplante Landgewinnungsprojekt schon 1933 von den Nazis okkupiert und als „Kampf um Lebensraum“ gegen den „Blanken Hans“ in ihre Ideologie eingegliedert wurde. Die Siedlung im 1935 fertig eingedeichten „Adolf-Hitler-Koog“ sollte schließlich dazu dienen, altgedienten Nazis, die sich schon vor 1933 der NSDAP angeschlossen hatten, mit Land zu belohnen. Gauleiter Hinrich Lohse, der nach dem Krieg ungeschoren davonkam und bis 1964 ein Leben in Wohlstand in Mühlenbarbek führte, weihte die einem Haubarg (trad. Dithmarscher Bauernhaus) nachgeahmte Halle 1936 schließlich ein – im Inneren wurde ein Schrein mit goldener Hitler-Büste postiert.

„Die Geschichte des Nationalsozialismus erscheint einem meistens sehr weit weg – als hätte sich das alles nur in Berlin und Nürnberg abgespielt. Orte wie die „Neulandhalle“ machen deutlich, dass der Nationalsozialismus auch in scheinbar so ruhigen und friedlichen Gegenden wie der schleswig-holsteinischen Provinz fest verankert war – kein Wunder, schließlich kamen die Nazis in Schleswig-Holstein schon 1932 auf 51 % der Stimmen“, kommentierte der Juso-Kreisvorsitzende Philipp Kehl (23) den Ausflug.

„Demokratiebildung ist in der heutigen Zeit, wo die Demokratie wieder von Rechtsaußen unter Beschuss ist, unglaublich wichtig. Der Lernort Neulandhalle leistet dazu einen großartigen Beitrag, indem er einen wenig beachteten Teil der NS-Geschichte sehr anschaulich aufbereitet und erlebbar macht. Es ist schön zu sehen, dass dieses Projekt so gut gestartet ist“, schloss sich der Glückstädter SPD-Vorsitzende und aktive Juso Michael Seifert an.

Die Steinburger Sozialdemokraten wollen in absehbarer Zeit weitere Ausflüge nach Dieksanderkoog organisieren, um anderen Interessierten aus dem Kreis Steinburg einfach zu ermöglichen.

Ehemalige und aktive Steinburger Jusos vor der „Neulandhalle“

Die Ausstellung zu den Deichprojekten in der NS-Zeit verteilt sich um das Gebäude herum

Die Halle ist einem Haubarg, einem alten Dithmarscher Bauernhaus, nachempfunden